Relative Strength Index Indikator
Der von Welles Wilder Relative Strength Index Indikator (RSI) ist einer der am häufigsten verwendeten Indikatoren in der technischen Chartanalyse. Mit dem Oszillator wird, entgegen dem, was der Name vermuten lässt, die „innere“ Stärke einer Kursbewegung gemessen, nicht jedoch die relative Stärke zwischen verschiedenen Basiswerten.
Dabei wird die das Verhältnis der Aufwärtsbewegungen zu den Abwärtsbewegungen innerhalb eines Betrachtungszeitraumes ermittelt, wobei die Ergebnisse zwischen 0 und 100 % und damit in geglätteter Form vorliegen. Er gilt als eine Weiterentwicklung des Momentum-Indikator. Wenn der ermittelte Wert für den RSI eher klein ist, gilt der betrachtete Basiswert als „überverkauft“, der RSI hat in diesem Fall also nur eine geringe innere Stärke.
Vor- und Nachteile
misst die Stärke der Kursbewegungen
reagiert sehr sensibel und schnell
klare Ableitung von Kauf- und Verkaufssignalen
Trendwechsel müssen mit anderen Indikatoren bestätigt werden.
Bildung des Relative Strength Index Indikator
Die Berechnung des Relative Strength Index Indikators erfolgt über den gleitenden Durchschnitt der Auf- und Abwärtsbewegungen über einen festgelegten Zeitraum. Dazu müssen zunächst jeweils die
Für alle C(t) > C(t-1): ∑ max (C (t) – C(t-1), 0)
Für alle C(t) < C(t-1): ∑ min (C (t) – C(t-1), 0)
Wilder schlägt einen 14-Tage-Zeitraum vor. Üblich sind aber auch Berechnungen über 7, 9 oder sogar 25 Tage. Dabei ist zu beachten, dass der Relative Strength Index Indikator um so volatiler wird, je kürzer der betrachtete Zeitraum gewählt wird.
Anschließend wird der Mittelwert für die Auf- und Abwärtsbewegungen berechnet:
Für Aufwärtsbewegungen: GD up = (∑ max (C (t) – C(t-1), 0)) / n
Für Abwärtsbewegungen: GD down = (∑ max (C (t) – C(t-1), 0)) / n
Um den Relative Strength Index Indikator %-mäßig darzustellen, wird dann der gleitende Durchschnitt für die Aufwärtsbewegungen durch die Summe der gleitenden Durchschnitte für die Aufwärts- und Abwärtsbewegungen geteilt:
RSI = GD up / (GD up + GD down)
Im letzten Schritt erfolgt dann eine Klassifizierung der Ergebnisse:
Für Relative Strength Index Indikator-Werte über 70 % wird angenommen, dass die betrachteten Assets beziehungsweise Basiswerte „überkauft“ sind und für Werte unter 30 %, dass diese „überverkauft“ sind, wobei auch sinnvolle Anpassungen vorgenommen werden können, je nachdem, ob es sich um einen Bullen- oder Bärenmarkt handelt.
Interpretation und Anwendung
Ähnlich wie beim Momentum Indikator wird mit dem Relative Strength Index Indikator die innere Stärke der Kursentwicklungen gemessen. Der Unterschied ist jedoch, dass beim RSI die Auf- und Abwärtsbewegungen separiert und in Relation zueinander gestellt werden. Hohe Werte beim Relative Strength Index Indikator von über 70 % zeigen einen „überkauften“ und niedrige Werte von unter 30 % zeigen einen „überverkauften“ Titel.
In einem bullischen Markt, also mit überwiegenden Aufwärtsbewegungen werden die Linien auch bei 80 % und 40 % gezogen. Handelt es sich um einen Bärenmarkt mit überwiegenden Abwärtsbewegungen, wird die Grenze auch bei 60 % für überkaufte und 20 % für überverkaufte Titel gezogen. Durch den oszillierenden Charakter des RSI können auch konkrete Handelssignale abgeleitet werden, wobei der Fantasie natürlich keine Grenzen gesetzt sind.
Wenn ein Titel überkauft ist, kann davon ausgegangen werden, dass demnächst wieder eine Abwärtsbewegung eintritt. Das ist dann ein Signal für den Ausstieg aus Long-Positionen und mit Verzögerung bei dem folgenden Unterschreiten der oberen Schwelle für einen Einstieg in Short-Positionen.
Umgekehrt ist ein Unterschreiten der unteren Überverkauft-Grenze ein Signal für das Schließen von Short-Positionen und bei Wiedereintritt von unten in den mittleren Bereich zum Aufbauen von Long-Positionen.
Der Relative Strength Index Indikator sehr deutliche Unterstützungs- und Widerstandslinien herausgearbeitet werden.
Fazit
Beim Relative Strength Index Indikator handelt es sich um einen äußerst sensibel reagierenden Oszillator, der somit besonders für das rechtzeitige Erkennen von Einstiegs- und Ausstiegssignalen prädestiniert ist. Vor allem im Daytrading und Forex-Händler bildet er ein gutes Instrument, da die hohe Sensibilität den schnellen Ein- und Ausstiegen besonders gerecht wird.
Zudem können die Unterstützungs- und Widerstandslinien sowie die Grenzen für überkaufte oder überverkaufte Märkte sehr leicht individuell angepasst werden. Mit den RSI wird die innere Stärke der Kursbewegungen gemessen, die im Ergebnis oszillierend um einen Mittelwert abgebildet wird.
Kommt der Relative Strength Index Indikator über eine je nach Marktsituation individuell zu ziehende Obergrenze, gilt der zugrundeliegende Basiswert als überkauft. Umgekehrt, wenn sich der Relative Strength Index Indikator unter eine bestimmte Untergrenze bewegt, gilt der Basiswert als überverkauft.
Diese Flexibilität und die Klarheit bei der Signalgebung macht den Relative Strength Index Indikator auch zu einem der beliebtesten technischen Hilfsmittel für Trader. Eine kleine Schwäche ergibt sich aus den individuell möglichen Einstellungen. Trendwechsel müssen bei besonders kurzen Betrachtungszeiträumen mit anderen Indikatoren bestätigt werden.
Dein Kommentar
An Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns Deinen Kommentar!