Der Ichimoku Kinko Hyo Indikator – Alles auf einen Blick
Der in Japan entwickelte Ichimoku Kinko Hyo Indikator (IKH) soll den Anlegern einen möglichst umfassenden Überblick zu einem Markt geben und konkrete Handelssignale liefern. Ichimoku Kinko Hyo bedeutet so viel wie „Alles auf den ersten Blick“.
Erklärung
Mit dem Indikator können konkrete Handelsregeln sowie Unterstützungs- und Widerstandszonen aufgezeigt werden. Außerdem wird ein Maß für die Stärke der erzeugten Signale geliefert. Es handelt sich mithin um ein komplexes Analyseinstrument, dass aus gleitenden Durchschnitten vergangener Handelsspannen eine Projektion in die Zukunft vornimmt.
Auch wenn für Laien auf den ersten Blick nicht unbedingt alles klar und übersichtlich erscheint, ist der Ichimoku Kinko Hyo Indikator dennoch ein leicht zu handhabendes Instrument, das in vielen Handelsplattformen bereits standardmäßig auf einen Chart gelegt werden kann und bei einem Großteil der Trader wegen seiner vergleichsweise guten Aussagekraft sehr beliebt ist. Der Indikator findet auch im Forex-Handel und bei vielen Daytradern Anwendung.
Es gibt aber auch Schwächen. Bei seitwärts tendierenden Kursen ist die Anwendung sehr problematisch, sodass sich widersprüchliche Signale ergeben können. Hinzu kommt, dass die Interpolation von Trends in die Zukunft generell keine neuen Umstände berücksichtigen und damit kein Allheilmittel darstellen kann.
Vor- und Nachteile des Ichimoku Kinko Hyo Indikator
liefert Trendrichtung und Trendstärke
Ableitung von Kauf- und Verkaufssignalen
Erkennen von Unterstützungs- und Widerstandszonen
problematisch bei Seitwärtsrends
strukturelle Fehlinterpretationen möglich
Bildung des Ichimoku Kinko Hyo Indikators
Zur Bildung des Ichimoku Kinko Hyo Indikators werden insgesamt fünf Linien gezeichnet. Dabei handelt es sich um eine Standardlinie (Standard Line, „Kinjun Sen“,), eine drehende Linie (Turning Line, „Tenkan Sen“), eine verzögerte Linie (Delayed Line, „Chukou Span“) und zwei vorauseilende Linien (1st Proceeding Line und 2nd Proceeding Line oder „Senkun Span 1“ und Senkun Span 2“).
1. Standard Line = (HH (t) + LL (t)) / 2 (26 Tage)
Die Standard-Linie ist der Mittelwert der höchsten und vom niedrigsten Kurse der letzten 26 Tage (alle Daten zusammengenommen).
2. Turning Line = (HH (t) + LL (t)) / 2 (9 Tage)
Die „drehende“ Linie ist der Mittelwert vom höchsten und niedrigsten Kurs der letzten neun Tage.
3. Delayed Line
Die verzögerte Linie stellt eine Rückwärtsprojektion des aktuellen Kurses um 26 Tage dar.
4. 1st Proceeding Line (Wolkenline 1 oder A)
Die erste vorauseilende Linie ist der Mittelwert aus Standard Linie und drehender Linie, der 26 Tage in die Zukunft projiziert wird.
5. 2nd Proceeding Line (Wolkenlinie 2 oder B)
Die zweite vorauseilende Linie ist der Mittelwert aus den höchsten und tiefsten Kursen der letzten 52 Tage, der 26 Tage in die Zukunft projiziert wird.
In einigen Programmen werden auch nur vier Linien dargestellt, wobei dann die Trendstärke weggelassen wird. Die Zeitspannen basieren auf alten japanischen Arbeitswochen 9 Tage = 1,5 Wochen, 26 Tage = 1 Monat, 52 Tage = 2 Monate. Die Berechnung der Linien erfolgt auf Basis der höchsten und tiefsten Kurse innerhalb der Betrachtungszeiträume. Die ersten beiden Linien bilden gleitende Durchschnitte, wobei – etwas ungewöhnlich – die Höchst- und Tiefstkurse zusammen und nicht getrennt eingehen.
Interpretation und Anwendung
Trendbestimmung
Liegt die Wolkenlinie 1 (1st Proceeding Line, 26 Tage) oben, handelt es sich um eine „bullische“ Wolke. Liegt die Wolkenlinie 2 (2nd Proceeding Line, 52 Tage) oben, liegt eine „bärische“ Wolke vor. Liegt der aktuelle Kurs über der Wolke besteht ein Aufwärtstrend, liegt er unter der Wolke, besteht ein Abwärtstrend. Liegt der Kurs dagegen innerhalb der Wolke, liegt ein Seitwärtstrend vor.
Liegt der Kurs über einer steigenden Standardlinie, liegt ein Aufwärtstrend vor, liegt er unterhalb einer fallenden Standardlinie ein Abwärtstrend.
Handelsignale
Kaufsignal: Fällt die 1st Proceeding Line unter die 2nd Proceeding Line wird einen Golden Cross gesprochen und ein Kaufsignal interpretiert. Die Wolke wird also „bullisch“. Das Gleiche gilt, wenn der Kurs die Wolke aus 1st und 2nd Proceeding Line von unten nach oben verlässt.
Verkaufssignal: Steigt die 2nd Proceeding Line über die 1st Proceeding Line wird der Punkt Death Cross genannt und es kann ein Verkaufssignal interpretiert werden. Die Wolke wird „bärisch“. Auch wenn der Kurs die Wolke aus 1st und 2nd Proceeding Line von oben nach unten verlässt, ist ein Verkaufssignal gegeben.
Die Kauf- und Verkaufsentscheidungen sollten erst dann ausgeführt werden, wenn der jeweilige Kurs deutlich aus der Wolke ausgebrochen ist und auch der jeweilige Chikou (verzögerte Linie über 26 Tage) oberhalb oder unterhalb der Wolke beziehungsweise des Kurses liegt.
Unterstützung und Widerstand
Liegt der Kurs über einer Wolke, stellt diese eine Unterstützungslinie dar. Umgekehrt liegt eine Widerstandslinie vor, wenn sich der Kurs unterhalb der Wolke befindet. Je „dicker“ die Wolke, desto stärker ist die Unterstützung oder der Widerstand.
Fazit
Der Ichimoku Kinko Hyo Indikator liefert den Tradern viele wichtige Informationen in einem einzigen Indikatorsystem. Es können aus der Historie heraus Trends und Trendstärken bestimmt und in die Zukunft interpoliert werden. Außerdem lassen sich klare Kauf- und Verkaufssignale ableiten und die Stärke der Unterstützungen und Widerstände ablesen. Allerdings neigt der Ichimoku Kinko Hyo zu Fehlern, wenn in der kürzeren Vergangenheit eher trendlose Zeiten vorlagen. Außerdem sollte der Indikator niemals als alleiniges Entscheidungskriterium herangezogen werden, da Fehlinterpretationen möglich sind. Dennoch gehört der Ichimoku Kinko Hyo Indikator mittlerweile zu den beliebtesten Instrumenten und hat auch im Forex-Handel sowie im Daytrading eine große Bedeutung.
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