EMA Indikator
In einer Zeit, in der dir als Privatanleger so exotische Indikatoren wie IchiMoku oder Aroon zur Verfügung stehen, sind einfache und klassische Chartindikatoren in der technischen Analyse so präsent wie eh und je. Zu diesen Klassikern der Charttechnik gehören die einfachen und die exponentiell gewichteten gleitenden Durchschnitte. Technische Analysten sprechen vom Simple Moving Average (SMA) und vom Exponential Moving Average (EMA).
Erklärung
Die beiden Indikatoren unterscheiden sich in ihrer Berechnung durch eine unterschiedliche Gewichtung der aktuellen Daten. Der EMA Indikator legt durch die exponentielle Gewichtung einen deutlich stärkeren Schwerpunkt auf die aktuelleren Daten und berücksichtigt im Gegensatz zum SMA Indikator sämtliche Daten der vorliegenden Datenreihe.
Gleitende Durchschnitten glätten und verzögern die fortlaufenden Daten. Durch diese Verzögerung zeigen sie den aktuell vorherrschenden Trend deutlicher. Solche Trendfolgeindikatoren laufen den Kursen immer etwas hinterher und ermöglichen es dem Trader daher das große Bild nicht aus den Augen zu verlieren. Der EMA Indikator verläuft durch die höhere Gewichtung der aktuellen Daten viel enger am Chart als der SMA Indikator und reagiert daher deutlich schneller auf Kursbewegungen. Das ist auch der Grund, weshalb viele technische Analysten den EMA vorziehen.
EMA vs. SMA
Während dem einfachen gleitenden Durchschnitt (SMA Indikator) auch eine sehr einfache Berechnung zugrunde liegt, gestaltet sich dies beim EMA Indikator deutlich komplexer! Beim SMA fällt mit jedem aktuelleren Kurs ein älterer Kurs aus der Datenreihe, die zur Berechnung dient, heraus. Der EMA Indikator wird dagegen kontinuierlich berechnet. Zum Wert des Durchschnitts vorm Vortag wird einfach ein gewichteter Anteil des tagesaktuellen Schlusskurses hinzugefügt. Während ältere Daten so immer schwächer gewichtet werden, steigt der Einfluss der aktuellen Daten.
Der Einfluss aktueller Daten wird durch Gewichtungsparameter festgelegt. Durch diese Glättungskomponente kann der Verzögerungseffekt des Indikators reduziert werden. Beim EMA Indikator sind die häufigsten Gewichtungsfaktoren 20, 50 und 200 Perioden. Das heißt, das jeweils die Daten der letzten 20,50 oder 200 Perioden exponentiell in die Berechnung einfließen und dadurch die höchste Gewichtung haben. Jedoch bleiben auch ältere Daten Bestandteil der Datenreihe. Je nach Wahl der Periode gibt es also schnellere und langsamere EMAs. Bekannte Indikatoren wie MACD oder der Donchian-Channel basieren auf Kombinationen unterschiedlich schnell reagierender EMAs.
Der EMA 200 ist nichts anderes als die bekannte 200-Tage-Linie, die du heute in jedem Chartanalyseprogramm vorfindest. Die manuelle Berechnung dieses Indikators ist also schon lange nicht mehr nötig.
Die bekanntesten EMA
Die 50- und 200-Tage-Linien (EMA50 und EMA200) erfahren eine sehr große Beachtung unter technischen Analysten und haben daher eine immense charttechnische Bedeutung. Fast jeder auf Charttechnik spezialisierte Trader orientiert sich an ihnen. Interessierst du dich für Charttechnik wirst du gerade zu Beginn kaum an ihnen vorbeikommen.
Vor allem die 200-Tage-Linie dient dir als Orientierung im Chart. Befindet sich der Kurs beispielsweise oberhalb von ihr, so liegt ein Bullenmarkt vor. Liegt er darunter, so kannst du von einem Bärenmarkt ausgehen. Vorzugsweise in Richtung dieser übergeordneten Trends kannst du als Trader dann entsprechend deine Trades platzieren.
Häufig fungieren EMA50 und EMA 200 auch als Widerstand und Unterstützung. Das Überschreiten oder Unterschreiten dieser Linien per Tagesschlusskurs wird von technischen Analysten häufig als Einstiegs- oder Ausstiegssignal genutzt.
Viele erfolgreiche Handelsstrategien basieren auch heute noch auf den gleitenden Durchschnitten. Komplexer bedeutet in diesem Bereich nicht zwangsläufig auch besser. Gerade im Bereich der Charttechnik kann das Kiss-Prinzip (Keep it simple, stupid) der Königsweg sein. Je mehr Parameter eine Handelsstrategie beinhaltet, desto fehleranfälliger. Warum folglich nicht auf einfache und altbewährte Indikatoren wie den EMA Indikator setzen?
Wie die meisten Chartindikatoren solltest du jedoch auch den EMA nicht als alleiniges Entscheidungskriterium heranziehen. Denn zu den ganzen Vorteilen wie zum Beispiel der einleuchtenden Berechnung gesellen sich einige Nachteile.
EMA – Kritik & Fazit
Als Trendfolgeindikatoren sind die gleitenden Durchschnitte relativ anfällig für Fehlausbrüche. Insbesondere in Seitwärtsphasen generieren sie viele Fehlsignale. Dies gilt vor allem für die schneller reagierenden kurzfristigen EMAs. Dagegen führt die Trägheit der langfristigen EMAs, wie zum Beispiel der 200-Tage-Linie, zu deutlich weniger Signalen und damit auch Fehlsignalen. Die geringe Anzahl an Signalen kann jedoch dazu führen, dass technische Analysten bei alleiniger Orientierung an langfristigen EMA Indikatoren viele interessante kurzfristige Tradingmöglichkeiten verpassen. Bei einer Orientierung an langfristigen gleitenden Durchschnitten bist du eher immer zu spät als zu früh dran. Aus diesen Gründen macht deshalb die Kombination unterschiedlich schneller EMAs oder die Kombination mit anderen Indikatoren Sinn. Das gilt auch dann, wenn du den Fokus auf einfachen Handelsstrategien legst!
Gemeinsam mit anderen Chartindikatoren wie den Bollinger Bändern entfaltet der EMA Indikator seine wahre Stärke.
Interessierst du dich für Charttechnik oder willst du dir ein eigenes Tradingssystem aufbauen, so sind die gleitenden Durchschnitte und hier allen voran der EMA Indikator perfekt als Einstieg in die Thematik geeignet. Dies liegt vor allem an der guten Nachvollziehbarkeit ihrer Berechnung und ihrer allgemeinen charttechnischen Bedeutung. Um Fehlsignale zu vermeiden ist jedoch die Kombination unterschiedlich schnell reagierender EMAs bzw. die Kombination von EMAs mit anderen Indikatoren eindeutig von Vorteil.
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