Envelopes Indikator (ENV)
Mit einem Envelopes Indikator (ENV) werden im einfachsten Fall oberhalb und unterhalb eines Moving Average Linien gebildet, welche einen signifikanten Teil der Kursbewegungen einhüllen sollen.
Erklärung
Für die Bildung eines Envelopes Indikator gibt es zahlreiche Konstruktionsmöglichkeiten und mindestens genauso viele Interpretationsmöglichkeiten. Auch Bollinger Bänder oder der Keltner Channel sind letztlich Abwandlungen von Envelopes Techniken. Generell kann gesagt werden, dass die Annäherung und das Durchkreuzen, aber auch das Entfernen von den Bändern oberhalb und unterhalb als auch von der Mittellinie, Interpretationen erlauben.
Eine der Kernfragen bei der Interpretation ist jedoch immer, ob Trades erfolgen sollen, wenn sich die Kurse innerhalb oder außerhalb von Bändern ergeben. Das hängt jedoch ganz von der zugrundeliegenden Marktsituation ab, wobei auch unterschieden werden muss, ob es sich um Trendmärkte oder eher trendlose Märkte bestehen.
Schon allein deshalb sollte bei Handelsentscheidungen immer auch ein trendanzeigender Indikator oder ein Momentum Indikator, der die Kraft einer Kursbewegung messen kann, zusätzlich angewandt werden.
Vor- und Nachteile des Envelopes Indikator
einfaches Tool zum Erfassen der überwiegenden Kursbewegungen in Trendphasen und trendlosen Phasen
Erkennen von Trendveränderungen
Flexibel adjustierter
als Trendfolge Indikator eher träge
Bildung des Envelopes Indikator
Um einen Envelopes Indikator zu berechnen, muss zunächst ein Moving Average gebildet werden. Dabei kann es sich um einen einfachen gleitenden Durchschnitt (SMA – Simple Moving Average), einen exponentiellen gleitenden Durchschnitt (EMA) oder auch einen Smoothed Moving Average (SMMA), als die geläufigsten Vertreter zur Bildung von gleitenden Durchschnitten in der Chartanalyse handeln. Ziel ist in jedem Fall die Kurse zu glätten und vom normalen Kursrauschen zu befreien:
Beispiel für die Bildung eines Simple Moving Average und eines Exponential Moving Average:
SMA = SMA (t) = Sum (Close (t)) / n
EMA = EMA (t) = p x Close (t) + (1-p) x EMA (t-1) wobei die jüngeren Schlusskurse stärker gewichtet werden als ältere Kurse. Die Gewichtung wird als Anteil (p) für den aktuellen Kurs und 1-p für die älteren Kurse eingearbeitet.
Zum Einziehen des oberen und unteren Bandes wird eine Konstante als Faktor oder Festbetrag eingearbeitet, um einen gleichmäßigen Abstand zum Moving Average zu gewährleisten. Die Konstante kann dabei individuell an die Volatilität der Kurse angepasst werden:
ENV (t) oben = MA(t) + MA(t) * k
ENV (t) unten = MA(t) – MA(t) * k
oder
ENV (t) oben = MA(t) + k
ENV (t) unten = MA(t) – k
Die Einstellung des betrachteten Zeitraumes (Perioden n) kann ebenfalls individuell erfolgen, beispielsweise 20 Tage, was vier Börsenwochen entspricht oder entsprechend der Tradingsstrategie und des zugrundeliegenden Basiswertes angemessen.
Interpretation und Anwendung
Die Interpretationen im Envelopes Indikator sind vielfältig, ebenfalls die Handelsempfehlungen.
So können Ausbrüche aus dem oberen Band nach oben als neuer Aufwärtstrend beschrieben werden und nach unten unter das untere Band aus Abwärtstrend.
Bei Empfehlungen zu Kauf- oder Verkaufsentscheidungen muss unterschieden werden, ob es sich um eher trendlose Märkte oder Märkte mit einem sich neu gebildeten oder fortsetzenden Trend nach oben oder unten handelt.
Bei Kursbewegungen in trendlosen Phasen sowie in stabilen Trends kommt eher ein Handel innerhalb der Bänder infrage. Beispielsweise kann eine Kursbewegung vom unteren Rand weg nach oben als Kaufsignal und eine Bewegung weg vom oberen Rand nach unten als Verkaufssignal interpretiert werden.
Bei Trendwechsel dagegen könnte mit einem Ausbruch aus dem oberen Band nach oben ein Kaufsignal und bei einem Ausbruch aus dem unteren Band nach unten als Verkaufssignal interpretiert werden.
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