Keltner Channel
Der Keltner Channel ist auf Chester W. Keltner, einem Getreidehändler an der Chicagoer Börse zurückzuführen, der den Indikator bereits um 1960 in seinem Buch „How to Make Money in Commodities“ in die technische Analyse einbrachte. Allerdings gab es wohl schon in den 1930er Jahren ähnliche Berechnungen, die nur von Keltner erstmals beschrieben und veröffentlicht wurden.
Erklärung
Der Keltner Channel ist ein Trendfolge-Indikator, der aus zwei Komponenten besteht. Einmal aus einem gleitenden Durchschnitt über einen vorher definierten Betrachtungszeitraum und zwei Bändern, jeweils eines am oberen und eines am unteren Rand über und unter dem gleitenden Durchschnitt.
Die oberen und unteren Ränder haben jeweils den gleichen Abstand zum gleitenden Durchschnitt und errechnen sich aus dem Durchschnitt der täglichen Handelsspannen über den betrachteten Zeitraum. Das Besondere ist, dass der gleitende Durchschnitt als typischer Durchschnitt aus Tageshöchst- und Tagestiefstwert sowie dem Schlusskurs gebildet wird.
Bedeutung
Die Aussagekraft des Keltner Channels ist jedoch begrenzt. Zur Zeit Keltners waren die Aussagen in jedem Fall ein erheblicher Fortschritt in der Chartanalyse. Vor allem die Schlussfolgerung, dass bei aus dem Channel ausbrechenden Kurse als Kauf- oder Verkaufssignale interpretiert werden können, galten als wesentliche Neuerung.
Heute gibt es jedoch qualitative bessere Indikatoren, die nicht nur eine simple Interpolation in die Zukunft vornehmen, abgeleitet aus historischen Durchschnittsreihen. Das ist übrigens ein Problem aller Trendfolgeindikatoren. Daher sollte der Keltner Channel auch nicht als alleiniger Indikator für Handelsentscheidungen genutzt werden
Für stabile Trends nach oben unten oder seitwärts kann er jedoch solide Aussagen liefern. Je nach Länge des betrachteten Zeitraumes für die gleitenden Durchschnittsermittlungen als Basis zur Darstellung des Keltner Channels werden von den Tradern auch Faktoren eingebaut, welche die Channel-Breite nach oben oder unten vergrößern. Durch die Modifikation kann der Keltner Channel besser an die individuelle Handelsstrategie angepasst werden.
Vor- und Nachteile des Keltner Channel
solide Darstellung des gleitenden Durchschnittes und der Volatilität
einfache Berechnung
Trendfolgeindikator, der nur in stabilen Trends solide Ergebnisse liefert
kann nicht alleinstehend für Kauf- oder Verkaufssignale herangezogen werden
Bildung des Keltner Channel
Um den Keltner Channel abzubilden, wird zuerst der gleitende Durchschnitt für einen bestimmten Betrachtungszeitraum gebildet. Üblich ist ein Durchschnittswert über 10 Tage. Die Berechnung erfolgt dabei auf Basis des typischen Durchschnitts TP(t), also auf Basis von Höchst-, Tiefst- und Schlusskurs eines Tages, anstatt wie bei anderen Indikatoren auf Basis von Schlusskursen:
TP(t) = (H(t) + L(t) + C(t)) / 3
Danach wird, ebenfalls über den betrachteten Zeitraum, jeweils vom Tageshöchstkurs der Tagestiefstkurs abgezogen, um die tägliche Handelspanne (Daily Range), zu ermitteln, woraus dann wiederum der Durchschnitt, also die Average Daily Range, kurz ADR(t), gebildet wird.
Damit wird ein Maß für die Beweglichkeit ermittelt. Abweichend zur Originalformel wird diese durchschnittliche Range noch um einen Faktor F erweitert, je nachdem, ob es sich um eine kurzfristigen oder längerfristigen Betrachtungszeitraum handelt. Die oberen und unteren Werte der ADR(t) bilden schließlich die Außenbänder zum gleitenden Durchschnitt und begrenzen den Keltner Channel:
KC(t, oben) = GD(t)(TP (t)) + ADR(t) x F
KC (t, mitte) = GD(t)(TP(t))
KC(t, unten) = GD(t)(TP(t)) – ADR(t) x F1
Interpretation und Anwendung
Das obere Band des Keltner Channels kann als Widerstands- und das untere Band als Unterstützungslinie interpretiert werden.
Wenn die Kurse über dem oberen Band oder unter dem unteren Band des Keltner Channels schließen, weist dies auf einen Ausbruch der Volatilität nach oben hin. Wird die Widerstandslinie nach oben überschritten, kann das nach Keltner auch als Kaufsignal gedeutet werden, da sich ein neuer Aufwärtstrend einstellt. Umgekehrt führt ein Unterschreiten der Unterstützungslinie am unteren Band des Keltner Channels, zu einem Verkaufssignal.
Die Interpretation muss allerdings in die Zeit von Keltner eingeordnet werden, der den Channel schon 1960 ermittelte. Zu seiner Zeit handelte es sich um ein bahnbrechendes und mächtiges Instrument. Heute wird man bezüglich der Aussagekraft für die Zukunft einige Einschränkungen machen müssen.
Eine Interpolation historischer gleitender Durchschnitte macht nur innerhalb eines stabilen Auf, Ab oder Seitwärtstrend einen Sinn. Um ein wirkliches Kauf- oder Verkaufssignal zu ermitteln, sind auch Aussagen über die Trendstärke und das Momentum notwendig. Der Keltner Channel sollte daher nicht allein für Handelsentscheidungen genutzt werden. Zusammen mit dem Vortex Indikator oder MACD Indikator kann er jedoch als zusätzliches Instrument zu Überprüfung herangezogen werden.
Fazit
Der Keltner Indikator ist ein vergleichsweise einfach zu darzustellendes Analyseinstrument, das Aussagen über die Volatilität am Markt sowie die durchschnittliche Kursentwicklung bietet. In sehr eingeschränkten Situationen, das heißt bei sehr klaren Trends nach oben, unten oder seitwärts können auch Handelssignale abgeleitet werden.
Mit dem Keltner Channel werden jedoch keine Informationen darüber geliefert, ob sich ein Trend abschwächt oder verstärkt, was seine Anwendung als Signalgeber sehr einschränkt und zu Fehlinterpretationen führen kann. Er sollte daher eher als unterstützender Indikator zu wesentlich moderneren Indikatoren wie dem Vortex oder dem MACD Indikator eingesetzt werden.
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