Was ist die Laufzeitstruktur von Optionen?
Mit der Laufzeitstruktur von Optionen werden Unterschiede bei der impliziten Volatilität verschiedener Optionen mit gleichem Ausübungspreis (Strike) und unterschiedlichen Laufzeiten beschrieben. Im Zusammenhang mit Optionen bezieht sich die Volatilität immer auf eine bestimmte Laufzeit. Durch die unterschiedliche Länge Laufzeit werden unterschiedliche Schwankungen des Basiswertes erwartet.
Bei längeren Laufzeiten bleibt mehr Zeit, dass der Basiswert signifikante Ausschläge nach oben oder unten nehmen kann. Marktveränderungen und damit ansteigende Volatilitäten in zwei oder drei Monaten haben beispielsweise keine Auswirkungen auf eine nur noch kurz laufende Optionen.
Keine linearen Zusammenhänge
Trotz gleichem Strike kommt bestehen somit unterschiedliche impliziten Volatilitäten. Es ist jedoch keineswegs so, dass die implizite Volatilität sich linear mit der Länge der Restlaufzeit entwickelt. Vielmehr hat jeder Basiswert seine eigene Dynamik und ist einem anderen Marktgeschehen ausgesetzt. Die Bewertung der Laufzeitstruktur kann also jeweils nur für einen bestimmten Basiswert erfolgen.
Das mit den Optionen verbundene Ziel entscheidet über die Laufzeit
Im Umkehrschluss kann auch nicht behauptet werden, dass es eine optimale Restlaufzeit bei Optionen gibt. Vielmehr kommt es darauf an, was das mit den Optionen verbundene Ziel ist. An diesem richtet sich auch die geeignete Restlaufzeit für Optionen aus.
Wer beispielsweise einen bestimmten Aktienwert in seinem Portfolio gegen ein Event, dass nächste Woche ansteht absichern möchte, wird eher Optionen mit kurzer Restlaufzeit kaufen und möglichst geringem Optionspreis kaufen.
Wer auf einen Verfall oder einen Anstieg eines Kurses in der nächsten Zeit, beispielsweise in den nächsten sechs bis acht Monaten spekuliert, kauft dagegen Optionen mit einer entsprechend längeren Restlaufzeit.
Beim Verkauf von Optionen kommt der impliziten Volatilität, vor allem einer ansteigenden Volatilität besondere Bedeutung zu. Bei fallenden Volatilitäten ist das Risiko für den Optionsverkäufer nicht allzu groß. Der Zeitwertverfall arbeitet für den Optionsverkäufer.
Ausgangssituation maßgeblich
Besteht eine sehr niedrige Volatilität, besteht die Möglichkeit, dass diese sehr stark ansteigen kann. Optionsverkäufer könnten argumentieren, dass in dieser Situation langlaufende Optionen einen sehr hohen Zeitwert haben. Dadurch erhielten sie eine vergleichsweise hohe Prämie und beschließen daraufhin auf lang laufende Optionen zu setzen. Das stimmt zwar zunächst, jedoch reagiert der Optionspreis besonders empfindlich auf Marktveränderungen und eine stark ansteigen Volatilität.
Wer die Verkaufsoption später zurückkaufen möchte oder muss, hat dann ein Problem. Besonders langlaufende Optionen, können auch nicht mehr beliebig „verlängert“ werden, um die Auswirkungen ungünstiger Marktentwicklungen „auszubügeln“, in dem auf ein nachfolgendes Absinken der Volatilität gesetzt werden kann. Die handelsüblichen Optionen beschränken sich auf maximale Laufzeiten von ein bis zwei Jahren. Optionsverkäufer sollten als bei niedrigen Volatilitäten tendenziell kurzlaufende Optionen verkaufen.
Das geht zwar mit niedrigeren Zeitwerten und damit Prämieneinnahmen einher. Falls die implizite Volatilität nun innerhalb der Restlaufzeit ansteigt, kann das Laufzeitende immer noch nach hinten verschoben werden und dem daraus folgenden Risiko entgegensteuern.
Bei einer aktuell sehr hohen Volatilität, sollten dagegen lang laufende Optionen verkauft werden, weil die Optionen einerseits kostspielig sind, was für entsprechend hohe Prämieneinnahmen sorgt. Es besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Volatilität wieder sinkt. Selbst ein Rückkauf der Optionen könnte somit immer noch deutlich gewinnbringend erfolgen.
Rückblick Implizite Volatilität
Die implizite Volatilität beschreibt die erwartete Schwankungsbreite über die Restlaufzeit der Option. Die historische Volatilität beschreibt dagegen Schwankungen innerhalb eines bereits beendetes, vergangenen Zeitraum.
Die implizite Volatilität trägt neben dem Kurs des Basiswertes, Strike-Preis sowie den am Markt herrschenden Zins entscheidend mit zur Preisbildung bei. Gilt der Basiswert als relativ stabil und weist er eine geringe implizite Volatilität auf, sinkt die Nachfrage und damit auch der Optionspreis. Grund ist, dass Anleger aufgrund niedriger Schwankungen kein großes Gewinnpotenzial innerhalb der Restlaufzeit der Option sehen.