Optionsscheinstrategien – für viele private Trader immer noch ein Buch mit Rätseln
Als es noch keine Knock Out Zertifikate, CDFs oder Futures für private Trader gab, hatten diese nur wenige Möglichkeiten, außer dem Handel mit Basiswerten wie Aktien selbst, allein auf Kursschwankungen zu spekulieren. Lediglich Optionsscheine waren eine Möglichkeit. Sie verbriefen das Recht zum Kauf (Call) oder Verkauf (Put) eines Basiswertes zu einem bestimmten Termin in der Zukunft und zu einem bereits heute festgelegten Preis (Termingeschäft). Bald wurden auch die ersten Optionsscheinstrategien gebildet.
Normalerweise wird bei Optionsscheinen, anders als bei Optionen, auch ein bestimmtes Bezugsverhältnis festgelegt, wobei dieses festlegt, wie viel Optionsscheine benötigt werden, um zum Beispiel eine Aktie zu erwerben beziehungsweise zu verkaufen.
Mit dem Verbot von binären Optionen rücken nun auch wieder börsengehandelte Optionen und Optionsscheine in den Fokus der Trader. Auch einige der bewährten Optionsscheinstrategien treten somit wieder in den Fokus.
Optionsscheinstrategien – die Klassiker
Als Klassiker wird zum Beispiel die 90/10-Strategie bezeichnet, auch die Baseball- und die Bottom-Fishingstrategie gehören zu altbewährten Strategien. Natürlich sind auch diese Strategien nicht ohne Risiko und klappen keineswegs immer.
90/10 Strategie
Bei der 90/10 Strategie wird ein Portfolio aus festverzinslichen Wertpapieren wie Anleihen, Fonds mit garantierten Ausschüttungen oder ähnlichen Produkten sowie mit Optionsscheinen gebildet.
Die Gewichtung liegt bei 90 % festverzinslichen Anlagen und 10 % Optionsscheinen. Hierbei wird versucht, dass selbst bei einem Totalverlust der Optionsscheine genügend feste Rendite durch die festverzinslichen Wertpapiere abgeworfen wird, sodass im nächsten Jahr wieder Optionsscheine gekauft werden können und ein neuer Versuch unternommen werden kann, über die Optionsscheine zu einer außerordentlichen Rendite zu kommen. Das Risiko besteht also darin, mit dem Portfolio keinen Gewinn zu machen.
Baseball Strategie
Die Baseball-Strategie verdankt ihren Namen berühmten Baseballspielern wie Babe Ruth, die unglaublich viele Home Runs in ihrer Karriere zu verzeichnen haben, allerdings auch eine große Quote an Fehlschlägen. Auf Optionsscheine übertragen bedeutet das, dass Papiere mit sehr großen Hebeln gewählt werden und gehofft wird, dass die wenigen tatsächlich gewinnenden Papiere aufgrund der Hebel die Verluste aus allen anderen Papieren übersteigen. Hierbei wird geraten, Optionsscheine mit einer sehr kurzen Restlaufzeit zu kaufen, die sich „nah am Geld“ befinden.
Bottom Fishing
Beim Bottom Fishing setzen Trader darauf Optionsscheine auf Basiswerte, die bereits einen langen Abwärtstrend hinter sich haben und von denen erwartet wird, dass möglichst zeitnah eine Trendumkehr nach oben stattfindet. Wenn der Punkt der Trendumkehr möglichst genau getroffen wird, können die Hebel eines Calls große Gewinne bringen. Ein zu früher Kauf mit einem zu hohem Aufgeld oder eine zu langsame Erholung des zugrunde liegenden Basiswertes sind allerdings die Risiken.
Kontra Trading
Bei Kontra Trading richten Trader ihre Aufmerksamkeit auf Nachrichten von Unternehmen und Märkten und wartet auf News, die er als extrem genug einschätzt, dass sie die Kurse herunterbringen. Diesen Moment Nutzer um ganz entgegengesetzt Calls mit einer gewissen Laufzeit zu kaufen.
Frei nach dem Motto: „Wenn das Blut auf den Straßen fließt, soll man kaufen“. Umgekehrt geht er vor, wenn die ersten Meldungen von einer „Aktie der Zukunft“ in den Zeitungen verbreitet wird. Er kauft dann Puts.
Der Trader geht in diesen Fällen davon aus, dass wenn es die Meldungen in die Zeitungen oder Nachrichten schaffen, der Trend im Grunde genommen schon gelaufen ist. Dabei beziehen Kontra Trader ihr Wissen oft aus Börsenzeitungen, die meist viel schneller mit entsprechenden Nachrichten herumkommen und wartet bis über das normale Börsenfernsehen oder im Wirtschaftsteil der Zeitungen die gleichen News mit etwas Verspätung auftauchen.
Das Kontra Trading nach diesem Schema ist allerdings als etwas veraltet einzuschätzen, obwohl es im Grunde genommen noch immer seine Berechtigung hat. Allerdings sind wir, mittlerweile, schon lange im Informationszeitalter angekommen. Die Informationen stehen heute auch vielen privaten Anlegern sehr zeitnah zur Verfügung.
Nicht immer einfach, die passenden Optionsscheinstrategien zu finden
Neben den beschriebenen Optionsscheinstrategien können auch viele andere Strategien zum Einsatz kommen, die für börsengehandelte eher standardisierte Optionen entwickelt wurden, wie Straddles, Strangles oder Covered Calls oder Spreads. Allerdings ist es nicht immer ganz einfach auf die Strategie passenden Papiere zu finden.
Trader müssen auch beachten, dass die Put und Call Preise bereits hohe Schwankungen aufweisen könne, obwohl sich der Basiswert gar nicht bewegt hat, weil Banken und andere Emittenten ihre Risikoprämien nach ihren eigenen Erwartungen berechnen. Auch Zinsen und andere Parameter beeinflussen die Preise. Das ist vielen privaten Anlegern immer noch zu komplex und sie suchen sich Produkte, die sie als einfacher verständlich ansehen.
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