Kaufman Adaptive Moving Average Indikator
Der Kaufman Adaptive Moving Average Indikator (KAMA) geht auf Perry J. Kaufman zurück, und wurde im Buch „Trading Systems und Methods“ vorgestellt. Der KAMA gehört zu den adaptiven Indikatoren, der sich an die unterschiedlichen Schwankungsintensitäten am Markt angepasst.
Erkärung
Während viele andere Indikatoren starr eingestellt sind und die Berechnung zu jeder Zeit nach dem gleichen Prinzip geschieht, egal, ob es sich um eher trendlose Märkte und Märkte mit ausgeprägten Trends und hoher Schwankungsinstensität handelt, erfolgt dagegen mit dem Kaufman Adaptive Moving Average Indikator eine Anpassung an die unterschiedlichen Schwankungsintensitäten in verschiedenen Marktphasen.
Ziel des Kaufman Adaptive Moving Average Indikator ist es, Werte umgekehrt proportional zu Veränderungen in der Schwingungsintensität der Kurse auszugeben. Der Kaufman Adaptive Moving Average Indikator verhält sich somit genau umgekehrt zu Indikatoren wie dem Dynamic Momentum Index und auch dem Variable Index Dynamic Average (VIDYA) die ihren Ausschlag verstärken, wenn eine höhere Marktaktivität vorliegt.
In ruhigen und eher stabilen Trends wird beim KAMA die Reaktionszeit verkürzt. Dazu wird der integrierte Gewichtungsfaktor für die jüngeren Kurse vergrößert. Das Ergebnis ist, dass der Kaufman Adaptive Moving Average Indikator auf Trendveränderungen aus einem bestehenden Trend heraus wesentlich schneller reagiert, als in weniger volatilen Seitwärtsphasen,. Die Reaktion des Indikators auf nur leichte Veränderungen im Basiswert wird also ausgebremst. Das Vorgehen orientiert sich an der Effizenz der Kursbewegungen im betrachteten Zeitraum.
Zur Gewichtung der Indikatorwerte wird die Efficiency – Ratio berechnet, also das Verhältnis zwischen absoluter Kursveränderung im Betrachtungszeitraum (Netto-Kursveränderung) und der Gesamtsumme aller Kursveränderungen (Brutto-Kursveränderung).
Vor- und Nachteile des Kaufman Adaptive Moving Average Indikator
stärkere Gewichtung jüngerer Kurse
adaptive Anpassung an Trendphasen und Seitwärtsbewegungen
Berücksichtigung der effektiven Kursveränderungen
Fehlinterpretationen in trendlosen märkten möglich
vergleichsweise komplexes Indikator-Set
Bildung des Kaufman Adaptive Moving Average Indikator
Basis der Berechnung ist der exponentielle Durchschnitt der Kurse (EMA) im Betrachtungszeitraum:
EMA (t) = p x Close (t) + (1-p) x EMA (t-1), wobei p den Gewichtungsfaktor für die stärkere Gewichtung der jüngeren Kurse darstellt (p = 2 / (t+1)) und Wert zwischen 0 und 1 annehmen kann.
Der Kaufman Adaptive Moving Average Indikator Kama(t) selbst errechnet sich nach einer ähnlichen Formel, angelehnt an den EMA(t):
KAMA(t) = KAMA(t-1) + a(t) * ( C(t) – KAMA(t-1))
Um den Indikatorwert zu berechnen wird die Efficiency Ratio ER(t) benötigt, die sich als Quotent der absoluten Netto-Kursveränderungen und der Brutto-Kursveränderungen also der Summe aller Kursveränderungen (absoluter Wert) ergibt:
Netto-Kursdiffrenz(t) = │(C(t) – C(t-n)) │
Brutto-Kursdifferenz(t) = Sum(n)(│(C(t) – C(t-1) │)
ER(t) = Netto-Kursdiffrenz(t) / Brutto-Kursdifferenz(t)
Interpretation und Anwendung
Wenn der KAMA nach oben dreht, sind steigende Kurse zu erwarten (Aufwärtstrend) und umgekehrt, wenn der KAMA nach unten dreht, kann von sinkenden Kursen ausgegangen werden (Abwärtstrend).
Basierend auf dem exponentiellen Durchschnitt (EMA) wird die Gewichtung der in die Betrachtung hinzukommenden neuen Kurse über die Trendeffizienz ( Efficiency Ratio ) adjustiert.
Bei einer hohen Trendeffizienz, ohne damit verbundener starker Schwankung des Kurses, werden neu hinzukommende Kurse stärker gewichtet. Bei einer niedrigen Trendeffizienz und gleichzeitig stark schwankenden Kursbewegungen werden hinzukommende Kurse niedriger gewichtet.
Der Kaufman Adaptive Moving Average Indikator kann wie der exponentielle gleitende Durchschnitt EMA zur Anzeige von Trendphasen genutzt werden. Wenn der KAMA vom Kursvelauf gekreuzt wird, ändert sich der Trend.
Trendlose Phasen werden mit einer nahezu gleichmäßig laufenden waagerechten Linie mit nur geringen Ausschlägen angezeigt. Allerdings können auch hier mitunter Fehlsignale hervorgerufen werden.
Fazit
Mit dem Kaufman Adaptive Moving Average gelingt es, die geglätteten Indikatorbewegungen an unterschiedliche Marktphasen mit verschiedenen Schwankungsintensitäten anzupassen. In trendlosen Phasen wird die Reaktionszeit für Ausschläge verlangsamt, währenddessen bei stabilen Trends die Reaktionszeit verkürzt wird. Somit lassen sich frühzeitig Trendwechsel erkennen. Außerdem können bestehende Aufwärts- und Abwärtstrends bestätigt werden.
Zur Berechnung des Kaufman Adaptive Moving Average wird die Efficieny Ratio als Gewichtungsfaktor genutzt. Die Efficiency Ratio, die sich aus der Relation von Netto- und Brutto-Kursdifferenz ergibt, zeigt an, wie stark sich die Schwankungsintensität letztlich auf die Kurse auswirkt.
In trendlosen Phasen – und das bleibt bei fast allen Indikatoren ein grundsätzliches Problem – können hin und wieder Fehlsignale auftauchen. Konkrete Kauf- oder Verkaufssignale können ebenfalls nicht abgeleitet werden.