Bollinger Bänder Indikator
Die Bollinger Bänder (Bollinger Bands)wurden von John Bollinger in den 1980er-Jahren eingeführt. Mit ihnen soll in erster Linie festgestellt werden, ob ein Kurs unter- oder überbewertet ist. Vielfach werden sie von Trader auch für Kauf- oder Verkaufsentscheidungen eingesetzt, obwohl eigentlich keine direkte Ableitung von Handelssignalen möglich ist.
Gilt ein Kurs als unterbewertet, müssen noch weitere Untersuchungen der Ursachen sowie andere Indikatoren herangezogen werden um eine Kaufentscheidung treffen zu können. Das Gleiche gilt bei Überbewertungen.
Erklärung
Die Idee hinter den Bollinger Bändern ist, dass sich die Kurse für ein Asset unter der Prämisse der Normalverteilung mit höherer Wahrscheinlichkeit in der Nähe des Mittelwertes für einen vergangenen Betrachtungszeitraum liegen, als weiter davon entfernt.
Um einen Kurstrend zu ermitteln, werden dazu ein mittleres ein oberes und ein unteres Band eingezogen. Beim mittleren Band handelt es sich um einen einfachen gleitenden Durchschnitt oder auch Simple Moving Average über die Schlusskurse für einen gewissen Betrachtungszeitraum. Das obere und dass untere Band wird durch Addition und Subtraktion der Standardabweichung der Kurse festgelegt, wobei ein zusätzlich ein Multiplikator eingerechnet wird.
Es wird davon ausgegangen, dass sich ein Kurs am oberen oder unteren Band mit höherer Wahrscheinlichkeit wieder in die Nähe des mittleren Durchschnittsbandes zurückbewegen wird. Sollt sich jedoch ein „Plateau“ am oberen oder untern Band einstellen, kann von einer Trendveränderung ausgegangen werden.
Die Bänder selbst geben jedoch nur Aufschluss darüber, ob der zugrundeliegende Basiswert zu teuer oder zu günstig gehandelt wird. Konkrete Kauf- oder Verkaufssignale können daher nicht abgeleitet werden. Zudem ist die Unterstellung einer Normalverteilung empirisch nicht bestätigt. Diese Umstände werden jedoch häufig nicht beachtet.
Vor- und Nachteile des Bollinger Bänder Indikator
Identifikation von Über- und Unterbewertungen
Visualisierung der Volatilität
Prämisse der Normalverteilung von Kursen wird problematisch gesehen
Fehlentscheidungen möglich, wenn direkte Handelssignale abgeleitet werden.
Bildung des Bollinger Bänder Indikator
Zur Bestimmung des mittleren Bandes wird der einfache gleitende Durchschnitt der Schlusskurse C(t) für einen Betrachtungszeitraum n gebildet. Vielfach werden 20 Tage beziehungsweise Perioden eingestellt:
BB mitte (t) = ∑ C(t) / n
Anschließend für die Standardabweichung σ(t) ermittelt und mit einem Faktor k multipliziert. Für die Darstellung des oberen Bandes wird die mit dem Faktor k multiplizierte Standardabweichung zum Wert des für das mittlere Band dazu addiert und für die Abbildung des oberen Bandes subtrahiert:
BB oben (t) = ∑ C(t) / n + σ(t)k
BB unten (t) = ∑ C(t) / n – σ(t)k
Als Faktor k wurde von Bollinger 2 vorgeschlagen. Die Einstellung von Betrachtungszeitraum und Faktor k sollten jedoch individuell auf das zugrundeliegende Asset eingestellt werden.
Interpretation und Anwendung
Aufgrund der Annahme einer Normalverteilung der Kurse um einen Mittelwert wird davon ausgegangen, dass sich Kurse, wenn sie sich am oberen oder unteren Bad aufhalten mit großer Wahrscheinlichkeit wieder in Richtung des Mittelwertes zurückbewegen.
Erst wenn sich eine Häufung der Kurswerte am oberen Band oder darüber ergibt ist von einem Aufwärtstrend auszugehen und umgekehrt von einem Abwärtstrend, wenn sich die Kurse wiederholt am unteren Band oder darunter aufhalten.
Viele Trader nutzen di Bollinger Bänder daher, für Kauf- und Verkaufsentscheidungen. Da es sich beim Bollinger Bänder Indikator jedoch um einen klassischen Trendfolger handelt, ist das jedoch problematisch und kann zu Fehlinterpretationen führen.
Auch die Annahme der Normalverteilung vielfach nicht zutreffend ist. Der Indikator soll daher auch nur dazu verwendet werden, um Über- oder Unterbewertungen zu ermitteln. Aus einer Unterbewertung auf einen steigenden Kurs zu schließen, ist jedoch genauso problematisch, da mindestens auch die Ursachen betrachtet werden müssen.
Andere Indikatoren sind für die Ableitung von Kauf- oder Verkaufsentscheidungen besser geeignet. Zur Visualisierung der Volatilität sind die Bollinger Bänder dagegen gut geeignet.
Fazit
Der Bollinger Bänder Indikator oder Bollinger Bands Indikator dient in erster Linie zur Analyse von Unter- oder Überbewertungen des zugrundeliegenden Basiswertes.
Außerdem erfolgt eine Visualisierung der Volatilität im Betrachtungszeitraum. Wegen des rein trendfolgenden Charakters und der Unterstellung der Normalverteilung, die sich empirisch nicht als optimal erwiesen hat, können keine direkten Kauf- oder Verkaufsentscheidungen abgeleitet werden.
Entgegen dieser Erkenntnis nutzen viele Trader die Bollinger Bänder jedoch zum Aufbauen oder Aussteigen aus Positionen. Besser wäre es jedoch auch noch andere Indikatoren wie den Momentum Multi Time Frame Indikator für Trading-Entscheidungen mit Heranzuziehen.